Sonntag, 27. August 2017

Mischung aus EM55 und 5007: Knittelfeld, 1988

In Knittelfeld gab es damals einen klassischen Rankapparat als Befehlswerk, sogar noch mit einem Felderstreckenblock Richtung Fentsch-St.Lorenzen. Am Stellwerk 1 stand eine Hebelbank der Bauart 5007, während am Stellwerk 2 ein EM55-Apparat aufgebaut war.

Hier sieht man das Befehlswerk in der Fahrdienstleitung. Links hat es die üblichen Felder einer zweigleisigen Strecke mit Felderstreckenblock (wobei das Befehlsfeld für die Ausfahrt mit Ba [Befehlsabgabe] bezeichnet ist und nicht, wie später üblich, als Hb [=Hilfsblockfeld], weil erst das Blocken des A-Feldes den Befehl an das Stellwerk abgab). Rechts hingegen gibt es nur zwei Ba-Felder – die sonst üblichen Fa-Felder fehlen, weil das EM55 am Stellwerk selbst für die Fahrstraßenauflösung zuständig ist. Von Bruck a.d.Mur her steht eine Einfahrt, wie man an dem weißen Ba-Feld ganz rechts sieht:

Befehlswerk, Fdl, Knittelfeld, 23.12.1988

Die Blockfelder auf der linken Seite sieht man besser auf der folgenden Aufnahme:

Befehlswerk, Fdl, Knittelfeld, 23.12.1988

Hier ist die Signalanzeige am Blockaufsatz zu sehen. Da die Fa-Felder fehlen, hat man die Signalsymbole R und Z des Stellwerk 2 um FF-Lampen (Fahrstraßen-Festlegung) ergänzt. Nicht wirklich zu erkennen ist, dass hier beim Signal Z die grüne Lampe leuchtet. Die ZG-Pfeile darunter zeigen, dass beide Streckengleise durch Züge belegt sind. An Bedienungseinrichtungen finden sich auf dem Kästchen Tasten für die Ersatzsignale auf den Einfahrsignalen:

Signalanzeige, Fdl, Knittelfeld, 23.12.1988

Interessant sind auch die Tasten über den Blockfeldern. Auf der linken Seite, also für das Stellwerk 1, sind folgende zu sehen:

  • Sp.T. ist die Sperrtaste für das Vorsignal.
  • W.T. ist die entsprechende Rücknahmetaste, deren Namen ich nicht weiß.
  • NT von St.Michael ist die Notauflösetaste für Einfahrten,
  • FT von St.Michael ist die Fahrtanzeigetaste.
  • FT nach St.Michael und
  • NT nach St.Michael sind die entsprechenden Tasten für Ausfahrten:

Tasten für Stellwerk 1 am Befehlswerk, Fdl, Knittelfeld, 23.12.1988

Für das Stellwerk 2 sind hingegen viel weniger und andere Tasten vorhanden, weil dort ja die Fahrstraßenfestlegung und -auflösung am Stellwerk stattfand: Es gibt zwar auch eine Sp.T. und eine W.T. für das Vorsignal. Aber daneben befinden sich darüberhinaus nur noch zwei "Haltwerftasten" samt Zählwerken für Ausfahrsignale und Einfahrsignal – und das war's:

Tasten für Stellwerk 2 am Befehlswerk, Fdl, Knittelfeld, 23.12.1988

Auf diesem Bild des Befehlswerk sieht man schön, dass die Doppeltasten – in diesem Fall für Ss- und Ba-Feld der Einfahrt – ein gutes Stück länger als die Einzeltasten sind, weil das Zusammendrücken der Federn in zwei Blockfeldern eben mehr Kraft kostet:

Befehlswerk, Fdl, Knittelfeld, 23.12.1988

Um eine Leerfahrt zu sparen, ist diesen beiden 4010ern eine 1042 mitgegeben worden:

1042.518 vor zwei 4010ern, Knittelfeld, 23.12.1988

Und jetzt sind wir am Stellwerk 2. 31 Weichenschalter zähle ich auf diesem EM55-Schalterwerk:

Schalterwerk, Stw.2, Knittelfeld, 23.12.1988

Auf der anderen Seite sind eine ganze Menge an Farben zu sehen:
  • Orange hinterlegt – aber einmal auch rot – sind die Fahrstraßensignalschalter für Ein- und Ausfahrten.
  • Danach folgt eine Reihe grün hinterlegter Schalter für Zustimmungen für Fahrten an das Stellwerk 1.
  • Zuletzt gibt es noch – was ich sonst nirgendwo gesehen habe – einen gelb hinterlegten Schalter für einen Schranken.
Wenn man genau schaut, sieht man (an der Gleistafel und an den Schaltern), dass hier eine Ausfahrt nach Villach aus Gleis 4 gestellt ist:

Schalterwerk, Stw.2, Knittelfeld, 23.12.1988

Auf diesem Bild der Gleistafel sind ganz links je Gleis zwei Lampen zu sehen, und ein Stück weiter rechts jeweils zwei Transparente über jedem Gleis. Es ist ziemlich sicher, dass dies die Anzeigen für einerseits die Befehle aus der Fahrdienstleitung und andererseits die Zustimmungen vom Stellwerk 1 her sind – nur: Was ist was?

Ein Blick auf das EM55 am Stellwerk 2 in Innsbruck Westbahnhof gibt einen möglichen Hinweis: Dort gibt es nämlich je Gleis vier Transparente und, direkt daneben, wieder zwei Lampen. Weil es in Innsbruck zwei abgehende Strecken gibt (nach Landeck und Scharnitz), gibt es dort je Gleis vier Fahrstraßen (jeweils Einfahrt und Ausfahrt). Daher sind dort die Transparente für die Befehle zuständig, und das wird dann wohl hier auch so gewesen sein. Leider sieht man das Leuchten der Transparente nicht, sondern nur zwei Lampen: Die rechte leuchtet am Gleis 4, und die linke Lampe leuchtet hingegen beim Gleis 1:

Gleistafel, Stw.2, Knittelfeld, 23.12.1988

Von oben habe ich diese Reserve aufgenommen. Was das Handzeichen des Lokführers bedeutet, ist mir nicht wirklich klar ...

2067 068, Knittelfeld, 23.12.1988

Das Stellwerksgebäude könnte gut als Vorlage für ein Faller-Modell dienen, finde ich:

Stellwerk 2, Knittelfeld, 23.12.1988

Leider hab ich auch nach längerem Jonglieren mit sporenplan.nl, openrailwaymap.org und meinen Bildern nicht herausgefunden, wo der folgende (meiner Erinnerung nach "halbe", d.h. nur aus diesem einen Baum bestehende) Schranken sich befunden hat, und ob er derjenige ist, der von dem gelben Schalter am Stellwerk bedient wird ... aber: War das überhaupt ein Schranken? Oder vielleicht ein "aus vorhandenen Teilen" zusammengebautes "Werkstor" der Hauptwerkstätte?

Ergänzung 29.8.2017: Westbahn-Chrisi hat das Rätsel im EBFÖ aufgelöst: "Der Schranken befindet sich in der Austriastraße. Links ist das Austria Email Werk, im Hintergrund der Bahnhofplatz."

Schranken - aber wo?, Knittelfeld, 23.12.1988

Viel zu dunkel ist dieses Bild eines – damals schon – Dinosauriers:

1020 028, Knittelfeld, 23.12.1988

Das Stellwerk 1 war, wie schon erwähnt, eine reinrassige 5007er-Anlage (natürlich schon umgebaut auf Lichtsignale). Unter dem Gleisanzeiger sieht man eine lange Reihe von Fahrstraßenknebeln – interessanterweise befinden sich jene ganz links unter einem Schildchen "von St.Veit a.d.Glan". Nein, es gab keine weitere Strecke dorthin, sondern das sind die Zustimmungen an das Stellwerk 2. Unüblich ist, dass es dafür auch eigene Fallklappen am Gleisanzeiger gab – die müssen wohl bei einer Befehlsabgabe aus der Fahrdienstleitung zugleich gefallen sein:

Hebelbank, Stw.1, Knittelfeld, 23.12.1988

Am Blockapparat sind die üblichen Felder zu sehen, zusätzlich noch ein Feld für die Zustimmungen. Die Auswahl des Gleises, für das die Zustimmung ans Stellwerk 2 gegeben wurde, erfolgte natürlich über die Knebel:

Blockapparat, Stw.1, Knittelfeld, 23.12.1988

Auf der Hebelbank sieht man rechts am Gleisanzeiger wieder die eigenen Anzeigen für die Zustimmungen "von St.Veit a.d.Glan":

Hebelbank, Stw.1, Knittelfeld, 23.12.1988

Drei Schrankenüberwachungen und -bedienungen gab es hier auch noch. Die Funktion ist mir nicht wirklich klar, aber ich vermute, dass der Schranken links zuggesteuert war, während die beiden anderen Anrufschranken waren (zur Kommunikation dient das Kästchen rechts daneben, mit der Aufschrift "SCHRANKEN" und einem Kippschalter "Aus - Hören - Sprechen"):

Schrankenüberwachungen, Stw.1, Knittelfeld, 23.12.1988

Aus dem Stellwerk gab's einen guten Blick auf dieses Ausfahrsignal:

Ausfahrsignal H7-15, Knittelfeld, 23.12.1988

Hier sieht man das Stellwerksgebäude, das – wie bei vielen größeren Bahnhöfen üblich – zur besseren Sicht auf die Gleise auf ein erhöhtes Fundament gebaut ist:

Stellwerk 1, Knittelfeld, 23.12.1988

Das Bahnhofsgebäude zeigt sich in seiner ganzen Wucht. Auf der Laderampe gab's einen eigenen, elektrisch beleuchteten Christbaum!

Bahnhof, Knittelfeld, 23.12.1988

Und damals noch im Personenzugseinsatz war diese 1245:

1245 541, Knittelfeld, 23.12.1988

Auf meiner Heimfahrt nach Lienz hab ich dann irgendwo noch diese zwei Abendaufnahmen gemacht. Ich kann leider das Dach des Bahnsteigs nicht zuordnen – könnte das in Spittal gewesen sein, oder in Villach?

1042 627, Spittal-Millstättersee?, 23.12.1988

1043 010, Spittal-Millstättersee?, 23.12.1988

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