Mittwoch, 5. September 2012

Nenzing und die Fahrdienstleitung in Frastanz, 1985

In Nenzing habe ich nur drei Aufnahmen gemacht – zwei vom EM55, eine vom Bahnhof. Im Gegensatz zu den ebenfalls dreigleisigen Bahnhöfen Braz, Wald und Dalaas war hier nicht jeweils ein Schalter für Ein- und Ausfahrt von einem Gleis zuständig, sondern die Fahrstraßen waren nach Ein- und Ausfahrt geordnet. Daher waren je Seite vier Schalter nötig, z.B. auf der Feldkircher Seite (links)
  • der erste nur für die Fahrt z2,
  • der zweite für z1 und z3,
  • der dritte nur für r2
  • und der vierte für r1 und r3.
Wer das wieso so entschieden hat, weiß ich nicht (und wahrscheinlich niemand mehr). Am R3 gab es darüberhinaus ein Verschubsignal V3, für das ebenfalls ein (blauer) Schalter vorhanden war:

EM55, Fdl, Nenzing, 11.8.1985

EM55, Fdl, Nenzing, 11.8.1985

Der Bahnhof selbst war für diesen kleinen Ort ein relativ großes Gebäude:

Bahnhof, Nenzing, 11.8.1985

In Frastanz habe ich es überhaupt nur bis in die Fahrdienstleitung geschafft, wo ein netter kleiner Rankapparat mit den minimal nötigen sechs Blockfeldern darüber stand (bevor hier der ZG eingeführt wurde, muss für die Streckenblockung ein getrennter Blockapparat vorhanden gewesen sein):

Befehlswerk, Fdl, Frastanz, 12.8.1985

Befehlswerk, Fdl, Frastanz, 12.8.1985

Rechts am Blockapparat war ein Zusatzpult für Block- und Ersatzsignalbedienung angebracht:

Frastanz, 12.8.1985

Zuletzt gibt es noch ein Bild dieses Bahnhofs:

Bahnhof, Frastanz, 12.8.1985

Dienstag, 4. September 2012

Lichtsignalversuche der Deutschen Reichsbahn: Langen am Arlberg, 1985

Langen besaß eine elektromechanische Sicherungsanlage in der klassischen österreichischen Anordnung mit einem Befehlswerk in der Fahrdienstleitung und zwei Endstellwerken. Von der Bauart her waren das allerdings Anlagen des deutschen Typs 1912 (oder E43), die von der Deutschen Reichsbahn errichtet worden waren. Langen war einer der wenigen Bahnhöfe, wo die Deutsche Reichsbahn versuchshalber Lichtsignale installierte, die wir weiter unten sehen werden.

Frage 3.1.2016: War das wirklich die Reichsbahn? Lt. Wegensteins neuem Buch zu den Eisenbahnbauten in Österreich 1938 bis 1945 war die Reichsbahn hier in Langen nicht aktiv. Vielleicht hat hier die ÖBB nach dem Krieg Signale "aufgebraucht"?

Hier sieht man das Befehlswerk in der Fahrdienstleitung. Die roten Schalter dienen zur Befehlsabgabe, die drei blauen Schalter sperren Schlüssel für drei Gleissperrschuhe und zugehörige Weichen.

Befehlswerk, Fdl, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Oberhalb des Befehlswerks befindet sich die Signalanzeigetafel. Auf das Befehlswerk war ein Bedienpult für die Ersatzsignale auf den Einfahrsignalen sowie die Anzeige und Bedienung des ZG-Blocks aufgebaut. An beiden sieht man, dass im Arlbergtunnel damals schon Gleiswechselbetrieb möglich war – ich nehme an, nicht so sehr um im Normalbetrieb auf zwei Gleisen in die gleiche Richtung zu fahren, sondern um bei Baumaßnahmen im Tunnel Zugfahrten auf einem Gleis trotzdem technisch gesichert abwickeln zu können. Teilweise schön, teilweise nicht so schön sind die Gleislängen in Metern auf dem Gleisplan notiert, auf den Gleisen 1 und 2 übrigens je nach Richtung verschieden:

Signalanzeigetafel und Bedienpult für ZG und Ersatzsignal, Fdl, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Die Schalter hatten offenbar noch die alte Farbscheiben-Überwachung, die durch Magnete betätigt wurde:

Befehls- und Weichenschalter am Befehlswerk, Fdl, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Richtung Bludenz reichte je Gleis ein Befehlsschalter für beide Fahrtrichtungen. Richtung Landeck aber waren wegen des Gleiswechselbetriebs natürlich doppelt so viele Schalter nötig. Hier sieht man, dass z.B. bei den Schaltern h3, h5 und h7 durch die Umlegerichtung entschieden wurde, auf welches Streckengleis im Tunnel die Ausfahrt stattfand:

Bedienpult für ZG und Ersatzsignal, Fdl, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Die Signale in Langen waren, wie oben erwähnt, Versuchssignale der Deutschen Reichsbahn. Sie überlebten bis in die 1980er Jahre. Die Unterschiede zu österreichischen Signalen sind auffällig:
  • andere Mastform;
  • überlange Schuten;
  • seitlich versetzte Signalschirme:
Ausfahrsignale H4, H2 und H1, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Hinter zwei Ausfahrsignalen sieht man am folgenden Bild das blumengeschmückte Stellwerk 1:

Ausfahrsignale H2 und H1, Stellwerk 1, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Im Stellwerk 1, also auf der Seite Richtung Arlbergtunnel und Landeck, stand dieser Stellwerksapparat. Links sind die sechs Weichenschalter, rechts die Fahrstraßensignalschalter, wieder aufgetrennt nach Richtung:

Stellwerk 1, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Auf der Signalanzeigetafel sieht man, dass für die Darstellung des Vorsichtsbegriffes der Vorsignale noch zwei Lampen erleuchtet wurden:

Signalanzeigetafel, Stw.1, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Für den ZG und die Anzeige der Ersatzsignale gab es, ähnlich wie in der Fahrdienstleitung, ein kleines Bedienpult auf dem Stellwerk. Für den Notfall gab es hier (wie zum Beispiel auch in Bludenz) am Stellwerk eine Rückstellmöglichkeit für Ersatzsignale. Interessanterweise war aber auf die Zwei-Tastenbedienung mit Signaltaste und Gruppentaste verzichtet worden: Es gab nur eine einzelne HaT29 = "Halttaste für das Ersatzsignal", die vermutlich einfach alle eingeschalteten Ersatzssignale löschte. Die Taste war, wie man sieht, normalerweise mit einer Hilfssperre abgedeckt und sowieso nur für den Notfall vorgesehen, sodass die einfachere Lösung kein Nachteil war. Im Gegensatz zur Fahrdienstleitung hatte dieser elektromechanische Apparat übrigens Lampenüberwachung für die Schalter:

Anzeigepult für Ersatzsignale und Isolierabschnittsbesetzung, Stw.1, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Auf diesem Bild sieht man noch einmal die sechs Weichenschalter. Der Bahnhof hatte, wie man an den Herumlackierereien auf den Gleisplänen der Signalanzeigetafeln sieht, früher ein Gleis mehr und daher auch eine Weiche mehr, die offenbar damals die Nummer 8 trug und nun nicht mehr nötig war:

Weichenschalter, Stw.1, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Der entsprechende Apparat am Stellwerk 2 war viel kleiner, weil es Richtung Bludenz ja nur ein Streckengleis gab:

Stellwerksapparat, Stw. 2, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Hier sieht man die Signalanzeigetafel mit dem Gleisplan:

Signalanzeigetafel, Stw.2, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Weil die Weichen 53 und 54 innerhalb des Ausfahrsignals R2 lagen, musste für eine Einfahrt von Landeck auf die Gleise 2 und 4 eine Zustimmung erteilt werden. Die entsprechende "Zust.Abg.Taste" sieht man auf dem folgenden Bild ganz links oben:

Weichenschalter, Stw.2, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Hier ein Blick auf das Stellwerksgebäude, im Vordergrund die Weiche 57:

Stellwerk 2, Langen am Arlberg, 11.8.1985

Und hier noch das Bild eines talfahrenden Zuges. Man sieht noch einmal, dass das Ausfahrsignal R2 hinter den Weichen 53 und 54 steht; und dass auf dem Gleis 4 gar kein Ausfahrsignal vorhanden war, sondern der Fahrweg durch eine E-Tafel abgeschlossen war. Auch auf dieser Seite waren noch die Reichsbahn-Signale mit den seitlich versetzten Schirmen vorhanden:

Zweimal 1044 vor einem Schnellzug (die zweite läuft kalt mit), Langen a.A., 10.8.1985

Montag, 3. September 2012

Dalaas, 1985

Dalaas war in den 50er-Jahren Schauplatz einer Lawinenkatastrophe, die den ganzen Bahnhof weggerissen hat und 10 Tote forderte. Das Bahnhofsgebäude wurde danach in lawinenzerteilender und niedriger Keilform neu gebaut – bis jetzt ist gottseidank nichts Ähnliches mehr passiert:

Bahnhof, Dalaas, 11.8.1985

Das Stellwerk war wie in Wald ein EM55 mit selbsttätigem Fahrstraßeneinlauf und Relais- und Bedientechnik von Siemens. Hier sehen wir es bei einer Zugkreuzung:

EM55, Fdl, Dalaas, 11.8.1985

EM55, Fdl, Dalaas, 11.8.1985

Der talfahrende Zug der Kreuzung war die 1110.23, die wir als Vorspann in Wald gesehen haben. Sie kommt nun wieder leer den Berg herunter – daher war ihre Bergfahrt tatsächlich eine Vorspannleistung für eine 1044! Den bergwärts wartenden Zug, der da am Gleis 1 steht, habe ich nicht fotografiert – oder war die Besetzung von Gleis 1 ein Kleinwagen der "Gefährdeten Arbeiterrotte", wegen der Vorausmelden eingeführt war?

1110.23 als Lz10640, Dalaas, 11.8.1985

Kurz darauf fährt eine 1044 mit einem weiteren Zug talwärts. Die Ausfahrsignale R5 und R3 sind auf der Brücke angebracht, für das Gleis 1 hängt dort ein Signalnachahmer. Das entsprechende Ausfahrsignal R1 sieht man in Freistellung etwas weiter hinten:

1044.17 vor Ex690, Dalaas, 11.8.1985

Auf meinem letzten Bild kommt noch einmal ein Schnellzug bergwärts. Und wieder ist der 1044 eine Vorspannlok beigegeben, diesmal die 1020.39:

1020.39 + 1044 vor Ex961, Dalaas, 11.8.1985