Mittwoch, 28. März 2012

Salzburger Stellwerke, 1979

Meine Dias sind etwas unsortiert – daher springen wir jetzt noch einmal 2 Jahre zurück.

Ergänzung April 2013: Link zu Plan-PDF korrigiert; am Plan und im Text Bezeichnung und Bauform des Stw. 3a korrigiert.

Ergänzung April 2013: Hier gibt es nun ein Posting über die Sicherungsanlagen am Salzburger Hauptbahnhof im Jahre 1987 sowie zwei Gleispläne von 1912.

Am 31.7.1979 war ich zum ersten Mal in Salzburger Stellwerken. Wie in St.Valentin hatte ich die Erlaubnis von Ing. Wlk in der Direktion Linz erhalten, in Begleitung eines Bahnmitarbeiters die Stellwerke zu besuchen. Auf der Ostseite hat mich der Fahrdienstleiter ohne weiteres aufs Stellwerk 1 geschickt; zur Fahrdienstleitung auf der Westseite, Richtung Freilassing, wurde ich aber tatsächlich begleitet: Denn wegen der Zollgrenze wäre ein einfaches Umgehen der Absperrungen ein Vergehen gewesen ... Wie üblich habe ich zu dieser Zeit nur wenige Bilder gemacht.

Auch von Salzburg braucht man einen Überblicksplan. Zuerst dachte ich, dass eine einfache Skizze mit der Lage der Stellwerke reicht – aber ich habe dann selber nicht verstanden, welche Stellwerke für was zuständig sind. Daher habe ich mir aus Gleisplanbruchstücken folgenden Übersichtsplan zusammengestellt (Klick führt zum PDF):

Ergänzung 21.10.2014: In diesem Posting hat Christian Mitte August 2014 angemerkt: "Zu [diesem Posting hier] ist mir eine Unstimmigkeit auf dem PDF Plan aufgefallen:Im Gegensatz zu den Plänen auf Sporenplan.nl ist eine Verbindung aus Gl 15 bei Stw8 Richtung Gl 101 eingezeichnet." Dem kann man nicht widersprechen. Ich habe also den Plan angepasst – aber diese Änderung hat auch meine Hypothese des Zustimmungsfeldes am Stellwerk 8 zerstört. Also musste ich mich auf die Suche nach einer besseren machen ... sie ist nun weiter unten beschrieben.


Auf dem Plan sieht man folgende Fahrdienstleitungen und Stellwerke:
  • Die Fahrdienstleitung West (ein K47-Befehlswerk) war für die Fahrten nach Freilassing zuständig (hier stand vorher EM47; aber diese Bezeichnung war wohl nur informell richtig – laut Hager heißt es K47).
  • Von ihr war das Stellwerk 9 (Mischung aus K47 und Drucktasten-Stellwerk) abhängig.
  • Die Fahrdienstleitung Ost (5007-Rankapparat mit vielen Zubauten) war für die Fahrten Richtung Linz und Wörgl zuständig.
  • Von ihr war das Stellwerk 1 (Bauart 42733), das Hauptstellwerk von Salzburg Hbf abhängig.
  • Außerdem war von ihr auch das Stellwerk 3 abhängig, das die Abzweigung Kasern kontrollierte.
  • Das Stellwerk 8 (Deutsche Einheit) war ein reines Verschubstellwerk, das über eine Zustimmung mit der Fahrdienstleitung West verbunden war.
  • Das Stellwerk 3A (ein deutsches E43) war ein Verschubstellwerk für die Heizhausgleise.
  • Das Befehlsstellwerk 2 (5007) schließlich war das Ein/Ausfahrstellwerk Richtung Salzburg Gnigl.
Von den Stellwerken 3 (Abzweigung Kasern) und 3A habe ich damals keine Aufnahmen gemacht, und auch sonst waren meine Aufnahmen zu dieser Zeit eher spärlich. Hier sind sie:

Der linke Teil des Befehlswerks in der Fahrdienstleitung Ost war die Befehlsabgabe für das Stellwerk 3 an der Abzweigung Kasern. Man sieht die einfache Gleisanlage der zweigleisigen Abzweigung auf dem Rankapparat:

Befehlswerk Fdl Ost, Salzburg Hbf., 31.7.1979

Der rechte Teil des Befehlswerks diente einerseits der Befehlsabgabe an das Stellwerk 1 Richtung Wörgl, andererseits der Kommunikation mit der Fahrdienstleitung West bei Zugsfahrten über dei durchgehenden Gleise links und rechts des Inselbahnsteigs. Es gibt keine Ba-Felder mehr, da das elektromechanische Stellwerk 1 (Bauart 42733) mit speziellen Schaltungen angeschlossen war. Zur Befehlsabgabe gab es die doppelten Knaggen auf der Vorderseite (ein Paar für Ausfahrt, eines für Einfahrt). Die eine Knagge jedes Paars legt wie üblich die durch den Schubknopf festgelegte Fahrstraße mechanisch fest; über die andere wurde der Befehl abgegeben. Die "Befehlsknaggen" hatten aber jeweils eine zweite Stellung, die mit "N" bezeichnet war – wäre interessant, herauszukriegen, was das war.

Übrigens sieht man oberhalb des Befehlswerks eine Menge an diversen Knöpfen und Anzeigen, die den ganzen Apparat schon sehr undurchschaubar machen. Mir sind die englischen Stellwerke – wie in diesem Posting – noch immer unklar, weil dort so viele "komische Apparate außer dem eigentlichen Stellwerk" aufgebaut sind; die österreichischen erschienen mir immer viel klarer und logischer: Aber vielleicht ist das nur so, weil ich einen Großteil der Blockfelder und anderen Gerätschaften bei uns ganz gut identifizieren konnte, und der "kleine Rest" dann "halt irgendwas besonderes war". Bei diesem Befehlswerk (und auch dem Stw. 2, das später kommt) verstehe ich ganz gut, wenn Nicht-Stellwerks-Freaks, aber auch Einschuler zumindest am Anfang planlos sind:

Befehlswerk Richtung Wörgl und Zustimmungswerk Richtung Fdl West, Fdl Ost, Salzburg Hbf., 31.7.1979

Im folgenden Bild ist eine Ausfahrt nach Wörgl gestellt ("befohlen"), was man an den umgelegten Knaggen und dem geblockten Fa-Feld (also der verschlossenen Fahrstraße am Stellwerk) sieht:

Befehlswerk Richtung Wörgl, Fdl Ost, Salzburg Hbf., 31.7.1979

Der mittlere Teil des Befehlswerks war für die Fahrten nach Linz zuständig:

Befehlswerk Richtung Linz, Fdl Ost, Salzburg Hbf., 31.7.1979

Zwischen Gleis 6 und Gleis 8 gab es zwei Gleisverbindungen, deren Weichen über dieses Schalterwerk ortsbedient werden konnten. Wenn ich die kurze Notiz in meinem Tagebuch richtig versthe, dann hatten die Schalter drei Stellungen, wobei in der gezeigten Mittenstellung die Weichen von der Fahrdienstleitung Ost verschlossen werden konnten. Dazu musste dort bei der Befehlsabgabe auf eines der Gleise 6 oder 8 irgendeine "Entsperrtaste" gedrückt werden.

, Salzburg Hbf., 31.7.1979

"Stillleben mit Stellwerk": Das Verschlussregister des elektromechanischen 42733-Apparats am Stellwerk 1 bietet genügend Platz für die Kaffeeversorgung der Mitarbeiter. Das Signal 1E ist gerade in Freistellung gezogen:

Kaffee am 42733, Stellwerk 1, Salzburg Hbf., 31.7.1979

Das ganze Schalterwerk war beeindruckend lang (und ich hätte es nicht mit Blitz fotografieren sollen):

Stw.1, Salzburg Hbf., 31.7.1979

Vom Stellwerk 2 habe ich nur zwei Aufnahmen des Blockapparats.

Der linke Teil des Apparats war für die Ein- und Ausfahrten auf die "Hundertergleise" links und rechts des Hauptbahnhofs zuständig. Dabei spielte das Stellwerk bei der Ausfahrt offenbar "mit sich selber Stellwerk und Fahrdienstleitung", denn es gab nebeneinanderliegend ein Ba- und ein Be-Feld für dieselben Signale! Die Einfahrseite ist eine vollkommene Spezialkonstruktion für zwei Weichengruppen (welche?) und das "Einfahrschutzsignal" Sp251. Ich habe noch Texte, die ihr Funktionieren rudimentär erklären – bei Bedarf kann ich sie versuchen zu enträtseln:

Stw.2, Salzburg Hbf., 31.7.1979

Eine "interne Sonderregelung" am Stellwerk 2 gab es übrigens für die Verschubsignale bei den Hauptsignalen Q und R: Wenn ein Verschub über die Wörgler Gleise nötig war, aber dort eine Ein- oder Ausfahrt stattfand, dann wurde das Verschubsignal auf "halbfrei" gestellt – der Hebel wurde genau in die Mitte gestellt, sodass die Scheibe in einem Winkel von ca. 45° stand. Die Bedeutung davon war: "Vorziehen bis kurz vor die Schutzweiche beim Stellwerk, dort warten, bis die Weiche über die Kreuzung gestellt wird." Einem Einschuler haben sie einmal versucht einzureden, dass diese Signalgabe in der V2 (der Signalvorschrift der ÖBB) beschrieben sei – er hat es aber dann doch nicht geglaubt. Was übrigens der Arbeitsschutz zu einem waagerecht nach vorne stehenden Verschubsignalhebel gesagt hätte, wenn er ihn gesehen hätte ... hat er aber nicht.

Die rechte Seite des Blockwerks war für die Kreuzung des Gleises von Itzling und von der Gleisgruppe 102...108 mit der Wörgler Strecke notwendig: Erstens mussten bei einer Ein- oder Ausfahrt zum/vom Hauptbahnhof/Stellwerk 1 über diese Streckengleise natürlich Abhängigkeiten zur Fdl Ost bestehen. Zweitens wurde das (faktische Deckungs-)Signal D vom Stellwerk 2 bedient (einen Teil des dafür vorgesehenen Stellkästchens sieht man übrigens rechts oben im vorherigen Bild):

Stw.2, Salzburg Hbf., 31.7.1979

Am Ende der Gleisgruppe 101...115 stand das Verschubstellwerk 8.

Korrektur 21.20.2014: Das folgende kann so nicht stimmen, wegen der ganz am Anfang erwähnten anderen Gleisverbindung lt. Christians Kommentar: Es war mit einem Zustimmungsfeld irgendwie vom Stellwerk 1 abhängig, wohl wegen des Flankenschutzes bei Ein/Ausfahrten auf Gleis 15. Hier eine bessere Theorie:

Über ein Zustimmungsfeld in Gruppenschaltung (daher die Reihe von Fahrstraßenhebeln unter dem Blockapparat) musste dieses Stellwerk der Fahrdienstleitung West Einfahrten – und vielleicht manchen Ausfahrten – Richtung Freilassing oder Lehen zustimmen. Die entsprechenden Lämpchen mit der Bezeichnung ZE und einer Gleisnummer kann man auf den dortigen Befehlswerken erkennen, die gleich im Anschluss folgen (bei Vergrößerung der Bilder):

Stw.8, Salzburg Hbf., 31.7.1979

In der Fahrdienstleitung West standen K47-Befehlswerke (nebenbei: Mir gefallen die K47-Schalter besser als die des EM55 ...). Die roten Schalter im Befehlswerk dienen zur Befehlsabgabe, nicht zur Signalfreistellung – das passiert durch das Stellwerk.

Fdl. West (Ri.Freilassing), Salzburg Hbf., 31.7.1979

Fdl. West (Ri.Freilassing), Salzburg Hbf., 31.7.1979

Das Stellwerk 9 schließlich hatte für Fahrstraßenfestlegung und Hauptsignal-Stellen ebenfalls ein elektromechanisches K47, für die Weichen, Verschubsignale und Ersatzsignale aber ein schon ziemlich abgewetztes Drucktasten-Stellpult:

Stw.9 (Ri.Freilassing), Salzburg Hbf., 31.7.1979

Stw.9 (Ri.Freilassing), Salzburg Hbf., 31.7.1979

Zwei Betriebsfotos von diesem Tag aus Salzburg hab ich unter Diverses von 1979 schon gepostet!

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